Paul Lechler Preis

Paul Lechler – erfolgreicher Unternehmer, Sozialreformer und Wohltäter

Das Wirken des christlich geprägten, sozial engagierten Unternehmers Paul Lechler (1849 – 1925) war so vielseitig, dass es eigentlich kaum in ein Leben passt. Es hat zahlreiche Spuren in Stuttgart, Metzingen und andernorts in Württemberg hinterlassen, die bis heute nachhaltig wirken.

Unternehmerisches und christlich-soziales Erbe

Sein unternehmerisches Erbe ist die Lechler GmbH in Metzingen. Paul Lechler hat die Firma, die heute Europas Marktführer in Düsentechnologie ist, im Jahr 1879 gegründet. Zu den Lechler Unternehmen gehört heute auch der weltweit agierende Automobil-Zulieferer ElringKlinger AG.

Den Namen seines Gründers trägt auch das Paul-Lechler-Krankenhaus in Tübingen. Die heutige Klinik geht auf das Tropengenesungsheim zurück, das Paul Lechler 1916 errichten ließ. Und nicht zuletzt die LECHLER STIFTUNG hält das Andenken des weitsichtigen Unternehmers wach und führt dessen soziales Engagement in seinem Sinne weiter.

Aber auch Institutionen und Vereine, die „Lechler“ nicht im Namen tragen, wurden von ihm ins Leben gerufen. So etwa das Deutsche Institut für Ärztliche Mission (DifÄM) in Tübingen, der Nothilfeverein in Stuttgart oder die Hymnus Chorknaben, einer der ältesten Knabenchöre im Südwesten.

Wer war dieser Mensch, der so vielfältig sozial und kirchlich gewirkt hat?

1849 kam Paul Lechler als einziges Kind des Apothekers Christian Lechler und seiner Frau Emilie in Böblingen zur Welt. Mit 22 stieg er in die Lack- und Firnisfabrik seines Vaters „Christian Lechler und Sohn“ in Stuttgart-Feuerbach ein. Der junge Paul zeigte unternehmerisches Talent und führte die Firma in kurzer Zeit auf die Erfolgsspur. Wachstum und Gewinne machten den Jungunternehmer aber nicht zufrieden. Denn er sah die soziale Notlage und Armut seiner Fabrikarbeiter. 1875, im Alter von 26, schloss Paul Lechler mit seinem Vater eine folgenreiche Vereinbarung: Zehn Prozent des Unternehmensgewinns sollten von nun an „zugunsten der Armen und Bedürftigen jeder Art“ verwendet werden. Die Tradition, den „biblischen Zehnten“ über ein Wohltätigkeitskonto abzuführen, behielt er sein Leben lang bei – und gab sie an seine Nachfahren weiter.

Das Jahr 1875 war für Paul Lechler auch privat ein besonderes: Er heiratete Maria Hartenstein. Aus ihrer Ehe gingen sechs Kinder hervor.

Nach dem Tod seines Vaters im Jahr 1878 verkaufte Paul Lechler die Fabrik, um sich intensiver sozialen Aufgaben widmen zu können. Er arbeitete ehrenamtlich als Armenpfleger in Stuttgart, gründete aber nur ein Jahr später ein neues Unternehmen: die Firma Paul Lechler, die sich heute zur Lechler GmbH mit weltweit 750 Mitarbeitern weiterentwickelt hat. In ihren Anfängen handelte die Firma u.a. mit Schmierölen und Holzschutzmitteln, später kamen technische Produkte wie Dichtungen hinzu.

Soziales Engagement und soziale Reformen

Doch die große Not von Familien im ländlichen Raum ließ Paul Lechler keine Ruhe. 1882 rief er den Verein zur „Hilfe in außerordentlichen Notstandsfällen auf dem Lande“ ins Leben. Bis heute unterstützt dieser als Stuttgarter „Nothilfeverein“ Menschen in Notlagen schnell und unbürokratisch.

Doch dabei blieb es nicht: Im gleichen Jahr rief Lechler eine Kinderschule, den Stuttgarter Hymnus-Knabenchor und das ehemalige Martinshaus mit Kapelle ins Leben.

Paul Lechler sah früh die Notwendigkeit von sozialen Reformen: 1882 gründete er ein „Büro zur unentgeltlichen Arbeitsvermittlung“. Diese erste private Arbeitsvermittlung in Stuttgart unterstützte der Unternehmer nicht nur finanziell, sondern leitete sie auch in den ersten elf Jahren selbst. In Denkschriften setzte er sich für eine Reform des Armenrechts ein und machte Vorschläge, wie man das gemeinnützige Bauen entwickeln und finanzieren könne. Entsprechend kann er als Pionier des sozialen Wohnungsbaus und der Bausparkasse gelten.

Tropenmedizin und ärztliche Mission

Die Begegnung mit Georg-Eugen Liebendörfer, einem Missionsarzt der Basler Mission, 1898 hinterließ bei Paul Lechler nachhaltigen Eindruck. Liebendörfer berichtete über das Elend in Indien und wie die Basler Mission vor Ort hilft. Ende desselben Jahres ließ Lechler Taten folgen: Auf seine Initiative entstand der „Verein für ärztliche Mission“. Ziel war es, die Missionsärzte besser auszubilden und sie tropenmedizinisch zu schulen. 1906 ging der Verein über in das „Deutsche Institut für ärztliche Mission“ (DIFÄM) in Tübingen. Es ist heute unter anderem bekannt als „Weltapotheke“: Die Fachleute des DIFÄM stellen Experten der Entwicklungszusammenarbeit für ihre Einsätze in aller Welt standardisierte Reiseapotheken zusammen.

Ergänzend zum DIFÄM wurde 1916 das Gebäude des Tropengenesungsheimes in Tübingen fertiggestellt, das heutige Paul-Lechler-Krankenhaus. Es ist heute eine der führenden Adressen in Deutschland im Bereich der Tropenmedizin. Paul Lechler stellte für beide Neugründungen nicht nur die Grundstücke zur Verfügung. Er war zu Beginn auch verantwortlich für die Organisation und begleitete die Entwicklung des DIFÄM und des Tropengenesungsheims als Vorsitzender der Aufsichtsgremien bis zu seinem Tod.

Für sein Engagement hoch geehrt

Für sein Lebenswerk wurde Paul Lechler vielfach geehrt. 1909 erhielt er den Preußischen Kronenorden sowie das Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone. Im gleichen Jahr wurde ihm die Ehrendoktorwürde der medizinischen Fakultät Tübingen verliehen.

Am 24. April 1925 starb Dr. h.c. Paul Lechler in Stuttgart.